Entgegen weitverbreiteter Ansicht
machen eine eckiger Metallkasten und eine Röhre um den Lauf zur Wasserkühlung
noch kein Maxim-MG oder gar ein MG 08/15. In der Zeit um die Jahrhundertwende,
in der viele Nationen den taktischen Wert des Maschinengewehrs erkannt und
entsprechende Beschaffungsprozesse eingeleitet hatten, buhlten einige mitunter
sehr verschiedene Konstruktionen um die Gunst der Kunden. Neben den Maxims und
deren Derivaten waren diese die wichtigsten:
Das Schwarzlose-MG
Während nach der Etablierung der
Maxim-Konstruktion viele Staaten der Welt Bestellungen bei den großen
Herstellern Vickers oder DWM abgaben oder sich um eine eigene Produktion
bewarben, schlug die K.u.K.-Monarchie Österreich-Ungarn andere Wege ein. Um
1902 hatte der Berliner Ingenieur Andreas Schwarzlose seine eigene Konstruktion
eines Maschinengewehrs zum Patent angemeldet. Die Steyr-Werke erwarben die Lizenz
1905, 1907 wurde es bei den österreichischen Streitkräften als M.07 im Kaliber
8X50R eingeführt. Einige Verbesserungen führten ab 1912 zur Version M.07/12. Schwarzlose,
der schon vorher durch technisch höchst interessante Konstruktionen auf dem
Gebiet der Waffentechnik auf sich aufmerksam gemacht hatte, beschritt dabei
ganz neue Wege. Sein MG hatte einen feststehenden Lauf und beruhte im Kern auf
der Funktionsweise eines verzögerten Feder-Masse-Verschlusses. Während des
Schussvorgangs ist das System zu keinem Zeitpunkt formschlüssig verriegelt. Hingegen
sorgen eine relativ starke Schließfeder, wenige aber massive und damit robuste
Verschlussteile und verzögernde Hebelkräfte zusammen mit einem kurzen Lauf
(schneller Druckabfall!) für den Wiederladezyklus. Einen kleinen Schatten auf
diese geniale Konstruktion wirft die Notwendigkeit der Hülsenölung, die als
nötig erachtet wurde, um den Ausziehwiederstand zu verringern und so die Gefahr
des Hülsenreißens zu minimieren. Eine Ölfüllung von fünf Litern reichte für
etwa 4.500 Patronen.
Die Art der Konstruktion lässt
zunächst vermuten, daß das Schwarzlose-MG zu stark auf vorgegebene
Funktionparameter wie Kaliber, Laborierung und insbesondere Lauflänge
angewiesen ist, als daß man es ohne weiteres auf andere Ladungen desselben
Kalibers oder andere Kaliber aptieren könnte. Interessanterweise ist es aber
gelungen, das MG auf so verschiedene Kaliber zu aptieren wie die verbesserte
Patrone M.31 (Österreich, Ungarn nach 1931), 6,5 mm Mannlicher-Schönauer, 6,5
mm schwedisch oder sogar 8X57IS.
Eingesetzt wurde es in den beiden
Weltkriegen und auch danach an vielen Fronten, von Skandinavien bis Nordafrika.
Hersteller waren von 1905 bis
1918 die OeWG in Steyr und von 1914 – 1918 FGGY in Budapest. Ein weiterer
Hersteller befand sich in Holland (Artillerie
Inrichtingen, M08, ca. 2000 Stück). Als Kulspruta m/1914 wurde es
über Jahrzehnte in der schwedischen Armee eingesetzt und bei Carl Gustav gebaut
Es ziert bis heute die Medaille der schwedischen MG-Schützen.
Browning 1917
Noch weit vor dem ersten Weltkrieg
begann der geniale John Moses Browning, sich mit MG-Konstruktionen zu
beschäftigen. Nachdem das US-Beschaffungsamt dem Konzept noch wenig
interessiert gezeigt hatte, konnte es nach dem Kriegseintritt der USA in den
Ersten Weltkrieg nicht schnell genug gehen, gerade weil sich Brownings Modell
als überaus zuverlässig erwiesen hatte. Hertzstück des Browning 1917 ist eine
zweigeteilte Verschlusseinheit, die im Moment des Verschlusses über ein
Stahlstück formschlüssig fest verriegelt ist, sich aber während des gemeinsamen
Rücklaufs aber mittels eine Steuerkurve voneinander trennt und so den
Wiederladezyklus ermöglich. Die Patronenzuführung erfolgt von links. Auf Anhieb
erkennt man den Unterschied zum Maxim durch den Pistolengriff das Browning,
während das Maxim auf den Doppelrichtgriff setzt.
Die große wirtschaftliche macht
der USA sieht man an den gefertigten Stückzahlen, die noch bis zum
Waffenstillstands erzielt wurden: Westinghouse fertigte bis zum
Waffenstillstand gut 30.000, Remington 12.000 und Colt 600 Stück. Nicht viele
aber kamen auch zum Einsatz. Die Konstruktion wurde danach laufend verbessert,
unter anderem beruht das berühmte M 1919 aller Varianten darauf, und kam in
großem Umfang im Zweiten Weltkrieg, und Korea und noch stellenweise in Vietnam
zum Einsatz.
Die aptierten M 1919 A4 sind bis heute im Gebrauch.
Es wurde in
Schweden, Polen, China mit und ohne Lizenz hergestellt. Sicherlich gehört das M
1917 zu den bedeutensten MG-Konstruktionen.
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